Psychologie im Nationalsozialismus. Aktuelle Perspektiven und Probleme der Psychologiegeschichte

Öffentliche und frei zugängliche Konferenz am 27. & 28. 7. 2018 an der SFU Berlin

 

Erst etwa 40 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen Psychologinnen und Psychologen, sich systematisch mit der Entwicklung ihres Faches in
der Zeit des Nationalsozialismus auseinander zu setzen. Das bis dato umfangreichste Werk zur Thematik, Ulfried Geuter Professionalisierung der Psychologie
im Nationalsozialismus, stellte den Aufstieg der Wehrmachtspsychologie in den Vordergrund, aus der die Etablierung eines eigenen psychologischen Berufsbildes
und die daraus hervorgehende Einrichtung eines Diplomstudiums für Psychologie im Jahr 1941 hervorging. Aber auch jenseits des Militärs konnten Psychologinnen
und Psychologen während des Nationalsozialismus neue Praxisfelder erschließen: am 1936 in Berlin eingerichteten Deutschen Institut für psychologische Forschung
und Psychotherapie wurden erstmals „Klinische Psychologen“ ausgebildet, während in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt eine wachsende Anzahl von
Psychologinnen zur Begutachtung in der Fürsorge eingesetzt wurden. Als unter der Parole des „totalen Krieges“ immer mehr Zwangsarbeiter aus den besetzten
Gebieten in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden, entwickelten Psychologinnen und Psychologen eigene Test- und Anlernverfahren, um die „Fremdarbeiter“
möglichst schnell in die Kriegsproduktion einzuschleusen.

Viele Forscherinnen und Praktiker aus dem Bereich der Psychologie und Psychoanalyse wurden aus politischen oder rassistischen Gründen in die Emigration
gezwungen, verfolgt, inhaftiert und ermordet. Etwa ein Drittel aller psychologischen Lehrstühle waren nach 1933 vakant. Andererseits sahen diejenigen,
die bereit waren, sich mit den neuen Verhältnissen zu arrangieren, neue Karrieremöglichkeiten und Aufstiegschancen. Viele von ihnen begrüßten den neuen
„Aufbruch“ überschwenglich in der Öffentlichkeit, und auch die Deutsche Gesellschaft für Psychologie machte durch den freiwilligen Ausschluss ihrer jüdischen
Mitglieder und dem Austausch ihres Vorstandes ihre Bereitschaft zum vorauseilenden Gehorsam deutlich erkennbar.

Auch nach der ersten Welle der historischen Aufarbeitung in den 1980er Jahren sind sind bis heute regelmäßg Publikationen zur Thematik erschienen, die
neue Aspekte des Verhältnisses der Psychologie zu Krieg und Faschismus beleuchten. Im Rahmen desseit März 2016 laufenden Forschungsprojekts zur Geschichte
der Psychologie in der „Ostmark“ veranstaltet die Sigmund Freud Privatuniversität Berlin am 27. und 28. Juli 2018 eine öffentliche und frei zugängliche
Konferenz zu aktuellen Perspektiven und Problemen der Psychologie im Nationalsozialismus mit eingeladenen Expertinnen und Experten aus dem Bereich der
Psychologie- und Psychotherapiegeschichte.

Das vollständige Programm finden Sie hier .

Der Eintritt ist frei! Wir bitten um Voranmeldung unter: martin.wieser(at)sfu-berlin.de

 

Ort: Sigmund Freud PrivatUniversität Berlin, Columbiadamm 10,, 12101 Berlin

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